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Angsthunde und die Silvesternacht

Es ist mal wieder soweit.

Das Jahresende steht bevor und damit auch die Knallerei zu Silvester.

Wessen Hund mit ausgeprägten Angstzuständen oder sogar Panikattacken auf laute Geräusche wie Feuerwerk reagiert, dem ist diese Jahreszeit eher ein Graus als ein Anlass zum feiern.

Die Verhaltenspalette der betroffenen Hunde reicht hier von leichtem Zittern und Nervosität bis hin zu Todesangst.

Natürlich leiden die meisten Hundehalter mit ihren Vierbeinern mit, während diese sich voller Panik unterm Sofa oder in der dunkelsten Ecke des Hauses in vermeintlicher Sicherheit verkriechen.

Hier gilt es sich als Hundehalter der Verantwortung bewußt zu werden, die man dem Hund gegenüber angenommen hat, um das bestmögliche zu tun, dem treuen Gefährten das Leben zu diesen Zeiten so einfach und angenehm wie möglich zu machen.

Kein Hund ist wie der andere

Angst ist eine sehr intensive aber auch sehr individuelle Emotion.

Nicht jeder Hund reagiert gleich und nicht bei jedem Hund liefern die Bemühungen, Ängste zu bekämpfen, die gleichen Ergebnisse.

Ein Hund, der bereits im Prägungsalter oder in der verantwortungsvollen Welpenaufzucht an solche Ereignisse gewöhnt wurde, wird sehr wahrscheinlich auch für den Rest seines Lebens keine Probleme mit derartigen Ereignissen haben.

Jedoch diejenigen, die durch Vernachlässigung und schlechte Erlebnisse einmal in diese Situation geraten sind, werden wohl auch ohne die Unterstützung ihres Halters dieses dramatische und extreme Verhalten nicht mehr  ablegen.

Auch mit zunehmenden Alter des Hundes, der sein Leben lang kein derartiges Problemverhalten gezeigt hat, können Ängste und Unsicherheiten bei lauten, als auch unvermittelt auftretenden Geräuschen entstehen.

Hier heißt es den Hund im Alterungsprozess genauestens zu beobachten und die Umstände den neu auftretenden Bedürfnissen anzupassen.

Was du tun kannst, um deinen Hund zu unterstützen

Eins steht fest – Vorbereitung ist das A und O.

Solltest du also die Feiertage mit einem Hund verbringen, der unter Angstzuständen leidet, solltest du so früh wie möglich darüber nachdenken, wie du ihm diese Zeit so angenehm wie möglich gestalten kannst.

- Einige Tage vor der Silvesternacht

  • Kennst du die Geheimverstecke, die dein Hund bei Angst- und Panikattacken aufsucht? Dann richte ihm dort einen gemütlichen Rückzugsort ein, möglichst mit Decken, Kissen oder einem Hundebett, das ihm bekannt ist.
  • Außerdem kannst du ihm zusätzlich die Möglichkeit geben, ein provisorisch eingerichtetes Versteck in deiner Nähe anzubieten, so z.B. unterm Wohnzimmertisch oder in der Ecke hinterm Sofa o.ä. Eine provisorisch als Dach gespannte Decke und ein Hundebett als Schlafplatz reichen schon für diesen Zweck aus. Je nach Größe des Hundes ist schon ein kuschelig eingerichteter Pappkarton eine gute und gern angenommene Lösung.
  • Gewöhne deinen Hund einige Tage vor dem Feuerwerk an dieses neue Versteck.
  • Gewöhne deinen Hund an laute Musik oder dreh den TV am Abend etwas lauter auf – das kann in der Silvesternacht u.U. ein wenig von der bedrohlichen Geräuschkulisse ablenken.
  • Plane die Silvesternacht in deinen eigenen vier Wänden. Eine fremde Umgebung oder das Alleinsein zuhause wird deinem Hund die Situation nur verschlimmern.
  • Falls du in einer Gegend lebst, in der auch schon Tage zuvor mit Knallern hantiert wird, halte deinen Hund stets an der Leine und fahre lieber zum Spaziergang in eine ruhigere Gegend, um ihm die vorzeitige Stresssituationen zu ersparen.

- Silvester - während des Tages

  • Power deinen Hund am Nachmittag oder frühen Abend mit wilden Spielen im Garten oder Suchspielen im Haus ordentlich aus. Er soll schön müde sein, bevor die Knallerei losgeht.
  • Geh auf einen super langen Spaziergang – alles was müde macht, hilft.
  • Denke auch hier wieder daran ihn in „gefählichen Gebieten“ nicht von der Leine zu lassen und zum Spaziergang eine ruhige Gegend aufzusuchen. Ein plötzlich losgehender Knaller könnte deinen Hund in Panik versetzen und du verbringst die Silvesternacht damit nach deinem völlig verstörten und verängstigten Hund zu suchen.
  • Lasse deinen Hund auch am Silvester-Tag nicht alleine zuhause. Vereinzelte Knaller sind auch, je nach Gegend, schon tagsüber zu erwarten. (Im übelsten Fall könnte in einer solchen Situation eine Verlassensangst manifestiert werden.) Bleibe also vorsichtshalber in der Nähe deines Hundes und biete ihm beim ersten Knaller, der zu hören ist, sein vorbereitetes Versteck an.

- In der Silvesternacht

  • Je nach Intensität des Angstverhaltens, kannst du deinem Hund besonders leckere Kauknochen oder -spielzeuge anbieten. Möglichst etwas, an dem er lange beschäftigt ist.
  • Dreh die Musik ruhig laut auf, bevor die Knallerei losgeht. Diese gewohnten lauten Geräusche können ein wenig von der Situation vor der Haustüre ablenken.
  • Schließe Fenster und Türen und ziehe, wenn möglich, Vorhänge zu oder lasse die Rollos runter. Wenn dein Hund sich gerne auf deinem Schoss legen will, sich unter deinen Beinen zusammenkauert oder sich gar mit dem Kopf unter deiner Jacke verstecken will, lass diesen Körperkontakt zu, jedoch ohne ihn zu bemitleiden, betüddeln oder unentwegt beruhigend auf ihn einzureden .
  • Überschütte deinen Hund nicht mit Mitleid!!! Mitleid ist in dieser Situation absolut kontraproduktiv. Was in dein Hund in dieser Situation braucht ist SICHERHEIT. Verhalte dich also so, als wäre alles in Ordnung – denn das ist es ja schließlich auch. Lass deinen Hund spüren, dass es keinen Grund zur Sorge gibt, du aber trotzdem für ihn da bist und seine Ängste ernst nimmst.
  • Gehört dein Hund zu den extremen Angsthunden, sein nicht enttäuscht, wenn er weder etwas von dem leckeren Kauknochen, noch von dem liebevoll eingerichteten Geheimversteck und selbst von dir nichts wissen will. Angst ist die extremste Emotion, zu der ein Hund fähig ist. Von der Angst zur Todesangst ist es nur ein kleiner Schritt – auch wenn diese Verhalten für uns Menschen in dieser Situation nicht nachzuvollziehen ist. Akzeptiere das Verhalten deines Hundes, nimm es ernst und gehe darauf ein.
  • Falls dein Hund nur leicht Nervosität zeigt, kannst du versuchen ihn durch Spielsachen (gerne mit Quietsch-Geräuschen), eintrainierte Tricks oder Spiele versuchen abzulenken und seinen Fokus von dem Feuerwerk ablenken.
  • Das wird allerdings nur erfolgreich sein, wenn dein Hund nicht wirklich unter starken Angstzuständen leidet, bzw. wenn er die angebotene Unterbrechung wirklich liebt.
  • (Bitte beachte: Die Ablenkung oder Umlenkung des Verhaltens ist nicht Teil der Problemlösung, sondern nur eine kurzfristige Unterbrechung. Wird die Verhaltensunterbrechung eingestellt, befindet sich der Hund im gleichen Status wie zuvor.

- Sinnvolle Hilfsmittel

Es gibt einige Möglichkeiten an Hilfsmitteln, die deinem Hund über diese vermeintlich schwere Zeit hinweghelfen können.

Du solltest dich und deinen Hund jedoch frühzeitig damit vertraut machen bzw. mit entsprechenden Fachleuten darüber reden.

  • Das „Thundershirt

Das Thundershirt ist eine Art Weste, die dem Hund relativ stramm am Brustkorb angepasst. Der konstante, sanfte Druck auf den Handkörper wird durch Sensoren in der Haut wahrgenommen und begünstigt die Ausschüttung von Oxytocin, ein Hormon das beruhigend und stressreduzierend wirkt.

  • Adaptil, ein Beruhigungsmittel, dass als Spray, Verdampfer und Halsband erhältlich ist
  • Vetplus Calmex, ein Beruhigungsmittel, dass relativ schnell nach der Einnahme Angst- und stressreduzierend wirkt und über mehrere Stunden anhält.
  • Auch Zylkene ist ein Beruhigungsmittel, dass jedoch vorbereitend 1-2 Tage vor der erwarteten Stresssituation verabreicht werden sollte.
  • Das Beruhigungsmittel Multiva von Vetnova ist in hundefreundlichen Leckerlis verpackt und entsprechend einfach zu verabreichen
  • Desweitern sind auch Homöopathische Mittel, Biochemische Medikamente, CBD-Öl, Ätherische Öle oder Bachblüten in Erwägung zu ziehen.
  • Für extreme Fälle von Angstzuständen solltest du dich mit deinem Tierarzt oder Tierheilpraktiker besprechen. Lass dich aber bitte in  diesem Fall genauestens beraten.Es geht natürlich nicht darum deinen Hund so stark unter Drogen zu setzen, dass er seine Angst nicht mehr zum Ausdruck bringen kann, sondern um tatsächliche Angst- und Stressreduktion. Ein vertrauensvoller Tierarzt /-heilpraktiker wird dich in diesem Fall ausgiebig beraten.

Sei dir bitte bewußt darüber, dass jede Gabe von Beruhigungsmittel, ob natürlich und freiverkäuflich oder vom Tierarzt verschrieben, nur eine akute Problemlösung – eine Notlösung – für deinen Hund darstellt und keineswegs dauerhaft eingesetzt werden sollte.

Die Modifikation von Angstverhalten ist ein dynamischer Prozess und braucht entsprechend Zeit, Geduld und Struktur. Eine dauerhaft positive Veränderung wird sich deswegen nur durch einen individuell erstellten Therapieplan ergeben.

Gute Vorsätze für’s nächste Jahr

Auch wenn du für die bevorstehende Silvesternacht auf die oben angeführten Ratschläge und Hilfsmittel zurückgreifen möchtest, so sollte doch dein guter Vorsatz für’s kommende Jahr sein, deinen Hund endgültig von seinen Angstzuständen befreien, damit du und dein Hund das Silvesterfest im nächsten Jahr gemeinsam genießen können!