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Futterbelohnung – Ja? Nein? Oder wieso überhaupt

Obwohl die Arbeit mit Futterbelohnungen beim Hund teilweise umstritten ist, sehe ich aus tierpsychologischer Sicht absolut nichts, was dagegen spricht – jedoch muß auch hier, wie überall im Training und in der Therapie genau überlegt werden, wann die Belohnung Sinn macht und wann sie eher kontraproduktiv ist.

Denn eine falsch getimte Belohnung kann auch ein unerwünschtes Verhalten des Hundes verstärken oder gar Kommandos des Hundehalters entwerten, die komplett ohne Futter abgefragt werden.

 

Futter bedeutet Überleben.

 Und genau so lernt auch der Hund die Jagd.

Ein Jagdverhalten, dass nicht zum Erlegen der Beute führt, wird eliminiert und ein erfolgreiches Verhalten wird wiederholt – denn am Ende steht die erlegte Beute, also die „Futterbelohnung“, also das Überleben.

Die biochemische Wirkung des Schluckreflexes auf das Gehirn ist in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen und assoziiert das erlernte Verhalten mit einem positiven Ausgang – gibt dem Hund also die Motivation, das erfolgreiche Verhalten zu wiederholen, was wohl auch die Effizienz der positiven Verstärkung durch Futterbelohnung erklärt.

 

Dieses artspezifische Prinzip und Lernverhalten zeigt sich beim frei lebenden Hund genauso, wie beim modernen Couch-potato.

Warum sollten wir uns also diesen naturgegebenen Vorgang, der das Training nicht nur für den Hund, sondern auch für seinen Halter vereinfacht, nicht zu nutze machen?

In erster Linie streben wir im Training mit unserem Hund eine klare, verständliche Kommunikation an, die im optimalen Fall ein erwünschtes Verhalten vom Hund zur Folge hat.

Zeigt der Hund dieses erwünschte Verhalten, zufällig oder herbeigeführt, (also aus Motivation oder aus Versuch und Irrtum), wird eine Futterbelohnung ihn beim nächsten Versuch eher dazu veranlassen, das gleiche Verhalten wieder zu zeigen.

Soweit also das grobe Prinzip. Es gibt jedoch einiges zu beachten:

Futterbelohnung

- wofür eigentlich?

Futterbelohnung ja oder nein hatten wir ja nun geklärt. Nun geht es darum, wofür der Hund denn überhaupt sein Leckerli bekommen soll?

Hier ist zwischen zwei Situationen zu unterscheiden:

  • Futter als Motivation
  • Futter als Belohnung / positive Verstärkung

Futter als Motivation

Wenn eine neue Lektion erlernt werden soll, die deinem Hund noch ein wenig schwer fällt, ist ein Leckerli mit Sicherheit hilfreich, um diese Blockade zu überwinden.

Wenn also der Hund z.B. partout das „Sitz“ nicht anbieten will, ist es für Hund und Halter recht einfach, ihn mit einem Leckerli in die entsprechende Körperposition zu locken, die ihm das hinsetzen vereinfacht oder zu animieren über Versuch und Irrtum die Lösung des Problem zu erarbeiten und ihm damit zu „erklären“, was eigentlich von ihm erwartet wird.

In diesem Fall kann man also weniger von einer Belohnung reden, denn dem Hund wird das Leckerli gezeigt und er wird zum Folgen oder Erarbeiten angeregt, seine Motivation wird also getriggert.

Das gleiche gilt für alle neue Übungen, die dem Verständnis des Hundes noch kleine Probleme bereiten, wie z.B. erste Agility-Übungen und andere sportliche Aktivitäten, Fokus, Leinenrührigkeit, Sozialisierung, Verhalten im Haus, usw.

Wichtig ist jedoch, dass es hierbei wirklich nur um die Erklärung der neuen Aufgabe oder Herausforderung geht, die dem Hund auf diese Art einfach und verständlich gemacht wird, um eine klare Kommunikation zu erreichen!

Dass heißt, sobald der Hund verstanden hat, was erwartet wird, hat das „Erklär-Leckerli“ seine Aufgabe erfüllt und sollte in dieser Art und Weise nicht mehr zum Einsatz kommt.

Futter als Belohnung

Bei der eigentlichen Futterbelohnung darf der Hund ruhig erahnen, dass sich seine Liebling-Leckerlies in deiner Hosentasche befinden, jedoch wird es ihm nicht direkt vor die Nase gehalten um ein bestimmtes Verhalten herbeizuführen, wie es bei der „Motivation durch Leckerli“ der Fall ist.

Die Belohnung findet also nur statt, wenn der Hund ein erwünschtes Verhalten aus eigenem Verständnis, bzw. durch Aufforderung zeigt.

Aber Vorsicht!

Es ist leicht, einen Hund mit Futterbelohnung zum Betteln zu erziehen oder das gewünschte Verhalten komplett vom Futter abhängig zu machen. Das sollte natürlich unbedingt vermieden werden!

Ausschließlich am Anfang einer neuen Lektion darf die Futterbelohnung, als ein Hilfsmittel, regelmäßig eingesetzt werden. Mit fortschreitendem Verständnis des Hundes für die neue Lektion wird die Gabe der Futterbelohnung unregelmäßiger und irgendwann völlig unnötig, sobald das erwünschte Verhalten etabliert ist.

Futterbelohnung.

Was darf's denn sein?

Futter ist nicht gleich Futter. Und das gilt natürlich genauso für die Futterbelohnung.

Welche Futterbelohnung die richtige für deine Situation ist, solltest du ganz individuell entscheiden.

 

Dabei ist nicht zu vergessen, welchen Effekt die Futterbelohnung auf deinen Hund haben soll. Schließlich soll die Belohnung sozusagen ein Preisgeld sein für ein erwünschtes Verhalten. Wenn sich dieses Preisgeld für den Hund nicht lohnt, warum sollte er den Handel dann eingehen?

Das bedeutet natürlich nicht, dass du das „Preisgeld“ in Form von Quantität erhöhen solltest, sondern eher auf Qualität setzen.

Eine effektive Methode ist z.B. die Jackpot-Belohnung.

Je nach Schwierigkeit der abgefragten Lektion, können verschiedene Lekerlis angeboten werden. Hier reicht die Auswahl vom 08/15-Leckerli bis zum frischen Hühnchenfleisch.

Für eine großartige Leistung sollte dein Hund eben auch mal eine großartige Futterbelohnung erwarten dürfen.

Futterbelohnung

auf Distanz

Ein weiteres Belohnungssystem ist das Klicker-Training.

Das Klicker-Training bietet auch eine tolle und effektive Möglichkeit mit Futterbelohnung auf Distanz zu arbeiten.

Mit dem Klicker kann sekundengenau der Zeitpunkt markiert werden, für den kurz später belohnt wird.

Denn einer der wichtigsten Aspekte ist den richtigen Zeitpunkt zu belohnen.

Eine Belohnung, die zu spät gegeben wird, hat leider ihren Zweck verfehlt und wird vom Hund nur als ein willkommene gratis Snack angesehen.

Fast alle Hunde arbeiten extrem gut mit dem Klicker, denn er bietet in Kombination mit der Futterbelohnung eine glasklare und unmissverständlichen Art der Kommunikation zwischen Mensch und Hund 

 – und genau darum geht’s!