Die Persönlichkeitsbestimmung deines Hundes
Aggressiv,
Ängstlich,
Gehorsam,
Selbstbewusst,
Verspielt,
Impulsiv,
…
um nur ein paar Beispiele von vielen Möglichkeiten zu nennen.
Aber wofür soll eigentlich eine intensive Persönlichkeitsbestimmung gut sein?
Diese Eigenschaften sind doch meist selbst für jedem Aussenstehenden sofort erkennbar.
Was soll dir, als Hundehalter, also die Persönlichkeitsbestimmung bringen, was nicht schon jeder, der deinen Hund betrachtet, auf den ersten oder spätestens zweiten Blick erkennen kann?
Tatsache ist (zumindest für mich), dass es eigentlich gar nicht um die Bestimmung der Persönlichkeit gehen sollte, sondern um das analysieren der Bedürfnisse deines Hundes.
Die Persönlichkeitsbestimmung ist in diesem Zusammenhang nur ein Werkzeug, um diesen Schritt zu vereinfachen und deutlich zu machen.
Nur wenn du die Bedürfnisse deines Hundes wirklich kennst, hast du auch die Möglichkeit entsprechend darauf einzugehen.
Oft weiß man bei reinrassigen Zuchttieren aus verantwortungsvoller Haltung und Aufzucht schon so ungefähr, worauf man sich einlässt, jedoch ist die Sache mit der Persönlichkeitsfindung nicht ganz so geradeaus, wie man glauben möchte.
Denn hier ist zu unterscheiden zwischen Aspekten die genetisch veranlagt sind und denen, die erlernt wurden.
Dementsprechend kann man schon fast davon ausgehen, dass ein Tierheimhund, oder tatsächlich jeder erwachsene Hund, der von einem Vorbesitzer übernommen wird, oder ein Tier mit ungewisser Vergangenheit, oft ein Überraschungspaket ist.
Was ist die PERSÖNLICHKEIT überhaupt?
Um die Persönlichkeit deines Hundes besser verstehen zu können, sollten wir zuerst mit der grundsätzlichen Klärung des Begriffs anfangen.
Einige der Wesensmerkmale deines Hundes bringt er bereits von Geburt an mit, andere werden im Laufe des Lebens erlernt
Die Persönlichkeit setzt sich also aus zwei Komponenten zusammen, das genetisch veranlagte Verhalten (das Temperament) und das erlernte Verhalten (der Charakter). Beide sollte allerdings auch komplett gesondert betrachtet und gehandhabt werden.
Wenn es also um Verhaltensmanipulation geht, muß zuerst unterschieden werden, ob das Verhalten überhaupt manipuliert werden kann. In welchem Ausmaß, ob es zu Gunsten des Tieres Sinn macht oder ob ein Alternativverhalten eingesetzt werden sollte, ist noch mal eine ganz andere Frage.
Hier also ein Leitsatz, den du dir bei der Persönlichkeitsbestimmung, und besonders beim Training oder der Verhaltensmanipulation deines Hundes stets vor Augen halten solltest.
PERSÖNLICHKEIT = TEMPERAMENT + CHARAKTER
Das Temperament
Das Temperament eines Hundes ist etwas, mit dem er geboren wird. Es ist also eine genetische Veranlagung.
Es umfasst die Aktionen und Reaktionen bedingt durch emotionale Reize aus der Umwelt.
So weiß man z.B., das der Border Collie ein ausdauernder und unermüdlich energetischer Hund mit ausgeprägten Hüteambitionen ist, der stark auf seinen Menschen fixiert ist, während ein typischer Windhund-Vertreter nicht viel anderes als jagen und Kurzstreckensprints im Sinn hat, dann aber auch gerne den Rest des Tages auf einem gemütlichen Sofa verbringt. (Ausnahmen bestätigen hier natürlich die Regel).
Wie man sich an diesen beiden Beispielen wohl ganz gut vorstellen kann, geht es hier um die Aktionen, Reaktionen und Empfindungen dieser beiden Temperamentstypen, basierend auf ihrer emotionale Veranlagung und Stabilität.
Dass man nun auch mit dem besten Therapieplan für eine gut durchdachte Verhaltensmanipulation aus einem Windhund keinen begnadeten Hütehund machen kann liegt wohl auf der Hand. Dazu fehlt es dem langbeinigen Sprinter z.B. an Geduld, mentaler Ausdauer und Fokus.
Der Charakter
Der Charakter ist, im Gegensatz zum Temperament, wohl am besten als erlernte Verhaltensweisen zu umschreiben.
Alles, was dein Hund im sozialen Bereich mit Artgenossen, als auch in menschlicher Obhut , genauso wie auch durch umweltbedingte Reize, durch Prägung, Sozialisierung, Konditionierung, Erfolg und Misserfolg, (selbstreguliertes Lernen) usw. erlernt hat, ist als Charakter zu bezeichnen.
Wenn diese Verhaltensweisen erlernt wurden, können sie – im negativen Fall – auch wieder „verlernt“ werden. Aber das hört sich natürlich leichter an, als es umgesetzt werden kann. Entscheidend ist jedoch, dass es möglich ist.
Kannst du dich noch an alles erinnern, was du vor Jahren in der Schule gelernt hast? Wahrscheinlich nicht. Zu diesem Zeitpunkt, als das entsprechende Thema abgefragt wurde, hattest du dir jedoch durch das Lernen ausreichend Wissen angeeignet, um die Prüfungen zu bestehen. Heute, nach Jahren, alles VERLERNT.
Das gleiche gilt z.B. auch für sportliche Aktivitäten, denn auch physische Verhaltensabläufe können gelernt und verlernt werden.
Kurz und gut – erlernte Verhaltensweisen deines Hundes können also maßgeblich zum positiven manipuliert werden.
Was nutzt es dir, die Persönlichkeit deines Hundes zu kennen?
Um die richtige Herangehensweise zu finden, mit der du ganz individuell an das Training mit deinem Hund gehen kannst, macht es also Sinn, zuerst einmal rauszufinden, welche Art von Training deinem Hund leicht fällt und letztendlich dann auch zum Erfolg führt. Denn schließlich wollen wir es dem Hund, als auch uns selber, so angenehm wir möglich gestalten. Und zu guter Letzt sollte auch der Spaß am Training nicht auf der Strecke bleiben.
So hat es z.B. wenig Sinn einem Hund, der überhaupt nicht futterorientiert ist, mit Leckerchen eine Aufgaben „schmackhaft“ machen zu wollen. Oder einem Hund, der mit Vorliebe eigene Lösungswege anbietet, jeden kleinsten Schritt auf dem Weg vorschreiben zu wollen.
Denn der Weg ist das Ziel!
Zu diesem Zweck ist es relativ übersichtlich verschieden Persönlichkeitstypen grob in Gruppe einzuteilen und diese mit tierischen Eigenschaften zu erläutern. Meist findest du Eigenschaften in deinem Hund, die verschiedenen Gruppen zugeordnet werden können. Kein Problem. Wir wollen nicht zu akribisch an die Persönlichkeitsbestimmung gehen, sondern den Sinn der Sache im Auge behalten. Der Sinn ist, die Bedürfnisse des Hundes herauszufiltern! Nicht mehr und nicht weniger. Nicht vergessen: Die Persönlichkeitsbestimmung soll deinem Hund keinen Stempel aufdrücken, sonder nur ein Werkzeug auf dem Weg zum individuellen Training darstellen.
Und was dann?
Wie du deine Merkmale und die deines Hundes auf ein Level bringst
Sobald dir einmal klar ist, was dein Hund eigentlich braucht, geht es nun daran, sein eigenes Handeln und das bisherige Training zu durchleuchten und zu reflektieren.
Wirst du deinem Hund im Training und in der Erziehung tatsächlich immer emotional gerecht?
Oder gibt es Probleme in der Verständigung?
Denn aus Erfahrung kann ich behaupten, dass das die häufigsten Probleme in der Hund-Mensch-Beziehung sind.
Was uns Menschen meistens fehlt ist die klare und unmissverständliche Kommunikation mit dem Hund.
Das lässt sich mal wieder ganz einfach nachvollziehen, wenn wir an unsere eigen Schulzeit zurück denken. Da gab es Fächer, die einem extrem leicht gefallen sind und sogar Spaß gemacht haben – andere eher weniger.
Nimm dir ruhig mal die Zeit und denke zurück – schwelge in Erinnerungen.
Findet sich in den Erinnerungen an angenehme Unterrichtsstunden nicht auch oft ein sympathischer Lehrer wieder? Ein Lehrer, der dich als individuelle Person ansieht und nicht nur ein Gesicht in einer Klasse sieht, einer, der auf dich eingeht und Verständnis zeigt? Einer, der auch schwierige Aufgaben und Themen so erklären kann, dass du sie mit Leichtigkeit verstehst?
Genau dieser Lehrer willst du für deinen Hund sein!
Und dafür ist Einfühlungsvermögen, die Sprache und die klare und unmissverständliche Kommunikation unerlässlich.
Deine Aufgabe ist es also, mit diesem Lehrerbild vor Augen, deinem Hund den Unterricht zu bieten, der es ihm einfach macht zu verstehen, der tolle Erfolgserlebnisse bringt, der ihm Spaß bereitet und der ihm die Motivation gibt mit dir arbeiten zu WOLLEN.