7 folgenschwere Gründe, warum das Horse-Trekking dein Leben auf den Kopf stellt
Reisen mit Pferd? Horse-Trekking? Wirklich? In Zeiten, in denen wir schnell mal über’s Wochenende an die schönsten Orte fliegen oder ruckzuck mit dem Auto von hier nach da düsen können? Was für eine Strapaze. Für Mensch und Pferd, oder? Und ist es überhaupt sinnvoll, ein Pferd aus seiner gewohnten Umgebung zu reißen?
Viele berechtigte Fragen, die, wie sich am Ende herausstellen wird, einzig mit der Angst zu tun haben. Die Angst vor dem Neuen, die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor der vollen Verantwortung und vielleicht sogar die Angst davor, sich voll und ganz einzulassen.
Zugegeben, keiner kann diese Vorbehalte so gut nachvollziehen wie ich. Denn ich hatte die Entscheidung für useren Mega-Horse-Trip getroffen, ein Jahr bevor ich den ersten Schritt gemacht habe. Ja, ein Jahr. Solange brauchte ich, um meine angeblichen Vorbereitungen zu treffen. Heute weiß ich, dass es die Angst vor dem Unbekannten war, die mich über ein Jahr beschäftigt hielt.
Wo werden wir schlafen? Was werden wir essen? Wie weit können wir täglich laufen?
Aber am schlimmsten… Was, wenn…?
Von allen Fragen, die ich mir zu dieser Zeit gestellt habe, fing jede zweite mit „Was, wenn…“ an. Und die Antwort auf die „Was, wenn…“-Fragen? Keine Ahnung. Wir werden es herausfinden, wenn es soweit ist!
Erst mit dieser Einstellung fiel der Startschuss. Denn tatsächlich brauchte es keine Vorbereitungen, die bis ins kleinste Detail geplant waren. Eigentlich war es sogar völlig unmöglich, die Details zu planen, denn jeder Tag brachte Neues mit sich. Neue Hindernisse. Neue Erfahrungen. Neue Lehren. Und vor allem tolle, neue Erfahrungen und Bekanntschaften.
Was mich also zurückhielt, waren weder die Vorbereitung der Pferde, die Beschaffung der Ausrüstung, die Planung der Route noch sonst ein Quatsch, den man sich einredet… sondern mein Kopf!
Auch wenn es ein Jahr gedauert hat, ich habe es am Ende geschafft, gegen diese Unsicherheiten anzugehen, und es war die beste Entscheidung, die ich seit langem getroffen habe. Wir waren fünf Monate mit unseren Pferden unterwegs, und ich möchte dich mit diesem Artikel ermutigen, eine solche wahnsinnige Gelegenheit nicht zu versäumen. Es wird dein Leben verändern.
In diesem Artikel sprechen wir also über ein Thema, das mein Leben verändert hat (und das Leben meiner Tochter, die diesen Trip mit mir gewagt hat).
Ich werden dir 7 Gründe aus meinem persönlichen Erfahrungsschatz erläutern, warum du unbedingt mindestens einmal mit deinem Pferd auf eine solche Reise gehen solltest. Und wenn ich sage „eine solche Reise“, dann spreche ich, zumindest in diesem Fall hier, nicht vom Reiten! Ich möchte dich ermutigen, für eine kurze Zeit, und sei es nur eine Woche, in das Leben deines Pferdes einzutauchen – naja, zumindest teilweise.
Ich hoffe, dass ich dich mit den 7 Gründen inspirieren kann und dass du am Ende direkt mit der Planung beginnst. Oder zumindest anfängst zu träumen. Denn das ist der erste Schritt.
Horse-Trekking vs. Distanzreiten vs. Weitreiten
Aber bevor es losgeht, lass uns die Begriffe klären und klarstellen, wovon wir hier wirklich reden. Alle Begriffe, die auf dieses Thema zutreffend erscheinen, sind, wenn man sich die Definitionen genau ansieht, eher schwammig.
Der Distanzritt: Vom Wortlaut her könnte dieser Begriff der Sache schon recht nah kommen. Der Distanzritt ist jedoch eine Sportart, die im Grunde genommen das Gegenteil von dem ist, wovon ich hier sprechen möchte. Beim Distanzritt geht es vor allem um sportliche Leistungen und, grob gesagt, um das Zurücklegen großer Entfernungen in möglichst kurzer Zeit.
Der Weitritt: Der Weitritt ist genau das, was der Begriff bereits vermuten lässt – ein weiter Ritt. Aber dabei geht’s hauptsächlich ums Reiten. Oft auch mit Packpferden. Und zwar über extrem lange Distanzen und Zeiträume. Genau gesagt über ein Minimum von 1600km (thelongridersguild.com). Deswegen fällt auch dieser Begriff, zumindest in diesem Artikel, durchs Raster.
Das Horse-Trekking: Wenn man es genau nimmt, bedeutet der englische Begriff Horse-Trekking in der Übersetzung nichts anderes als Wandern mit Pferd. Der eingedeutschte Begriff Trekking bedeutet jedoch mittlerweile eher das Wandern auf unbefestigten Pfaden. Auch wird beim Trekking die Gegend über einen längeren Zeitraum unsicher gemacht ohne vorab geplante Übernachtungsmöglichkeiten. Also querfeldein und mit Sack und Pack für mehrere Tage oder Wochen.
Man könnte dies nun einfach mit dem bekannten Wanderreiten übersetzen. Aber auch das stimmt in meinem Fall nicht ganz. Grundsätzlich geht es meistens sofort um das Reiten, sobald lange Strecken und Pferde im Spiel sind. Das Reiten ist hier aber kein Thema. Deswegen ist die genaue Übersetzung „Pferde-Wanderung“ schon eher treffend.
Ich habe mich also für diesen Begriff Horse-Trekking entschieden, da er widerspiegelt, was ich am meisten schätze: Slow travelling mit Pferd als Begleiter – nicht als Reittier.
Meine Vorstellung von Horse-Trekking
Für mich war es schon immer fragwürdig, warum ein Pferd fast automatisch zum Reiten verleitet.
Schließlich geht doch auch nicht jeder Hundehalter mit seinem Hund jagen, nur weil er’s kann.
Geht es beim Zusammenleben von Mensch und Tier denn tatsächlich nur um die Erfüllung unserer Ziele, unserer Wünsche und unserer Bequemlichkeiten?
Oder sollte eine Mensch-Tier-Beziehung nicht zu allererst auf der Beziehung, der Partnerschaft, der Gesellschaft des jeweils anderen beruhen?
Ja, sollte sie!
Meine Vorstellung vom Horse-Trekking sind also 4 gesunde Hufe und ein Paar gute Wanderschuhe!
Denn wenn ich von Horse-Trekking reden, dann rede ich davon, mit dem Pferd zu laufen. Nicht ein, zwei Stunden spazieren zu gehen, sondern wirklich über weite Entfernungen und über viele Stunden, Tage, Wochen.
Die 7 alles verändernde Gründe, warum du unbedingt mit deinem Pferd reisen solltest.
1.Du lernst, Kompromisse einzugehen
Ich persönlich finde es extrem befriedigend, auf etwas hinzuarbeiten. Ein Ziel zu haben. Etwas Sinnvolles zu schaffen. Etwas, was mir den Antrieb verleiht, auch Dinge zu erledigen, die ich lieber vor mir herschieben würde.
Aber das gemeinsame Ziel Horse-Trekking hat noch einen weiteren Aspekt, der mir besonders viel Schwung verpasst. Und ich hoffe, dir geht’s ähnlich.
Es geht darum, mit deinem Pferd an einem gemeinsamen Plan zu arbeiten und entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Denn, wenn du es richtig angehst, ist das Horse-Trekking auch ganz im Sinne deines Pferdes.
Im Gegensatz zum Horse-Trekking wird dein Pferd die Vorbereitungen z.B. auf ein Turnier oder Ähnliches mitmachen – ob es in seinem Interesse ist, ist jedoch eine ganz andere Frage.
Ein Ziel zu setzen und einen Plan zu verfolgen, der auf euch beide zugeschnitten ist und eure Persönlichkeiten und eure Möglichkeiten und Hindernisse berücksichtigt, ist in der Mensch-Pferd-Beziehung der erfolgversprechendste Weg, den du beschreiten kannst. Das gilt für’s Horse-Trekking, als auch für jede andere gemeinsame Aktivität, die du mit deinem Pferd planst. Die arttypischen und individuellen Bedürfnisse deines Pferdes mit einzubeziehen ist in meinen Augen ein MUSS.
Womit wir nahtlos zum 2.Punkt übergehen können.
2. Du lernst Akzeptanz
Dein Pferd ist ein Lauftier – du wirst sehen!
Dein Pferd ist zum laufen geboren –
nicht zum rennen
nicht zum springen
nicht für zirzensiche Lektionen
Nein,
zum laufen!
Alles in seinem Körper ist auf diese Aufgabe ausgerichtet. Die Form der Hufe, die gesamte Biomechanik, selbst sein Verdauungssystem ist auf die ständige Fortbewegung in gemächlicher Geschwindigkeit ausgelegt.
Mach dir also keine Sorgen, ob dein Pferd einer solchen Beanspruchung gewachsen ist.
Ist es! Und zwar mit Leib und Seele und all seinen Sinnen!
Ein Tag im Stall ist eine größere körperliche und mentale Belastung als ein 10- oder 20km- Tagesmarsch.
Nach meiner Erfahrung ist beim Horse-Trekking niemals die geplante Distanz das Problem, sondern einzig das Gewicht, das das Pferd zu tragen hat.
Hier gilt: Weniger ist mehr.
3. Du lernst, mit jeder Herausforderung fertig zu werden und deine Komfortzonen zu verlassen
Geht nicht, gibt’s nicht! Zumindest nicht auf einer solch abenteuerlichen Reise.
Und das wird auch dein Pferd ziemlich schnell begreifen.
Es werden Problem auftauchen.
Davon solltest du ausgehen.
Beim Horse-Trekking wird immer etwas passieren, mit dem man nicht rechnen konnte – selbst in seinen kühnsten Träumen nicht.
Hatte ich jemals damit gerechnet, mit unseren Pferden in den Berufsverkehr zu geraten, von der Polizei verfolgt zu werden, weil eines der Pferde etwas auf einem Bürgersteig hinterlassen hat, oder mit zwei Pferden über eine Autobahn zu laufen? Mit Sicherheit nicht!
Aber…du kannst diesen Herausforderungen oft nicht aus dem Weg gehen – darum wirst du sie lösen!
Würden vergleichbare Probleme im heimischen Stall stattfinden, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass du völlig anders damit umgehst und nicht so schnell eine Lösung finden würdest, extrem groß.
Du lernst flexibel zu werden, Perfektionismus über Bord zu werfen, kreativ, analytisch, verantwortungsbewusst, empathisch und feinfühlig mit Situationen umzugehen.
Du lernst, Probleme aus der Welt zu schaffen – und zwar JETZT – statt sie vor dir herzuschieben. Der Sprung ins Wasser lehrt dich das Schwimmen am schnellsten 😉
Aber das ist nicht alles, denn auch dein Pferd wird dadurch lernen, seine Komfortzonen zu verlassen. Das nenne ich Persönlichkeitswachstum auf beiden Seiten des Führstricks!
4. Du lernst dein Pferd wirklich kennen
Womöglich wirst dein Pferd das erste mal wirklich glücklich und zufrieden erleben.
Mit Sicherheit wirst du es aber von einer völlig neuen Seite erleben.
Lässt du die Leinen locker, wird dein Pferd dich vielleicht mit ungeahnter Loyalität und neuen Persönlichkeitsmerkmalen überraschen.
Je länger die Reise dauert, desto mehr wirst du feststellen, wie dein Pferd zu seinem ursprünglichen Verhalten zurückkehrt.
Es wird womöglich all die Verhaltensweisen zeigen, die ihm in die Wiege gelegt wurden. Und dessen Ausleben ihm bislang in menschlicher Gesellschaft verwehrt wurden.
Am besten kann ich das vielleicht erläutern, indem ich einige sehr persönliche Erfahrungen mit dir teile.
Meine Tochter und ich waren mit ihrer Stute und meinem Hengst unterwegs.
Der Plan war, dass ich mit dem Hengst an schwierigen Stellen vorgehen würde – schließlich fühlte ich mich verantwortlich für diese kleine, verrückte Herdengemeinschaft und wollte notfalls als erste in eine “Falle tappen” anstatt meine Tochter vorzuschieben.
Aber bevor es zu einer solchen Situation überhaupt kam, haben uns die Pferde eines Besseren belehrt.
Der Hengst läuft immer hinten! Die Stute ist die Vorhut.
Dumm wie wir waren, haben wir tatsächlich in den ersten Tagen versucht, diese Gesetzmäßigkeit der Natur umzudrehen. Eigentlich unnötig zu sagen …erfolglos!
Nachdem wir uns dem Willen der Pferde gebeugt hatten, fühlte ich mich tatsächlich auch viel mehr in der Kontrolle. Was hab ich mir nur dabei gedacht?
An diesem Punkt können wir nahtlos in den 5. Grund übergehen:
5. Du wirst erfahren, wie es sich anfühlt, Teil einer Herde zu sein
Der Gedanke, ich hätte an diesem Punkt, also als Nachhut, die volle Kontrolle, war trügerisch. Denn wer die Kontrolle hatte, war mein Hengst.
Blieb einer von uns zurück (um z.B. mal kurz in den Büschen zu verschwinden), trieb er unsere gemischte Herde wieder zusammen, während die Stute meist die Geschwindigkeit angab.
Es versteht sich wohl von selbst, dass wir die Kontrolle nicht zu 100% den Pferden überlassen konnten. Wir wären sonst wahrscheinlich noch immer unterwegs.
Auch nachts wurden wir teilweise von den Pferden bewacht, wie ein schlafendes Fohlen.
Auch das Schlafverhalten deines Pferdes wird dir bei solch engem Zusammenleben erst wirklich bewusst.
Nachdem eine gewisse Routine eingekehrt war, haben unsere Führstricke mehr oder wenig ihre Aufgaben verloren.
Während des morgendlichen Aufbruchgetummels – Zelte einpacken, Lebensmittel verstauen, Zaun abbauen usw. gab die Stute bereits das Zeichen zum Aufbruch und lief die ersten Meter vor (erstaunlicherweise immer in die richtige Richtung), während der Hengst uns “antrieb” jetzt endlich unserer Reiseführerin auf vier Hufen zu folgen.
Es herrschte eine tiefgreifende interspezifische Vertrauensbasis.
Unsere Pferde waren rundum glücklich, zufrieden und tiefenentspannt.
Sie akzeptierten uns als Teil ihrer Herde und durften sich verhalten wie Pferde.
Sie hatten eine Aufgabe.
6. Du lernst, wozu du wirklich fähig bist
OK, du hast dein Ziel gesetzt, das dir und deinem Pferd einen enormen Wert liefert.
Du hast alle notwendigen Vorbereitungen getroffen.
Du hast Probleme gelöst, von denen du bis dahin keinen blassen Schimmer hattest, das es sie überhaupt gibt.
Du hast deinem Pferd erlaubt, Pferd zu ein.
Du hast die volle Verantwortung getragen für dich, dein Pferd, eure Beziehung und alles ,was da kommen wollte.
Du hast erlebt, was wirklich in deinem Pferd steckt und es glücklich und zufrieden erlebt.
Du hast erfahren, wie es ist, Teil einer Herde zu sein.
Was glaubst du wohl, was das mit deinem Selbstbewußtsein macht?
Nicht nur als Pferdehalterin, sondern auch als Mensch!
Dein Selbstbewusstsein bekommt einen Mega-Schub.
Vielleicht sind es in deinem Fall nur zwei oder drei Wochen, aber diese relativ kurze Zeit kann den Rest deines Lebens positiv verändern!
Das brauchst du nicht nur mir glauben. Es gibt genügend Erfahrungsberichte von Menschen, die es dir bestätigen können.
Der Effekt ist immer der gleiche.
7. Du lernst loszulassen
Du wirst dich von alten, überholten oder negativen Glaubenssätzen verabschieden.
Das ist ein wahrer Mindset-Booster!
Nach deinem Abenteuer wirst du auf jeden Fall ein besserer Pferdehalter, und wahrscheinlich ein besserer Mensch sein, als zuvor.
Es könnte gut sein, dass eine solche Erfahrung all deine bisherigen Trainingspläne, Ziele und Einstellungen völlig über den Haufen wirft.
Du wirst dein Pferd, sein Verhalten, seine Bedürfnisse, eure Beziehung und deine Verantwortung für sein Wohlergehen mit völlig anderen Augen sehen.
Aber du wirst auch dich selbst mit anderen Augen betrachten.
Plötzlich hebst du dich von allen anderen Pferdehaltern in deinem Umfeld ab.
Du hast etwas getan, was viele beneiden und sich nur wenige trauen.
Andere werden die Veränderung nicht nur an deinem Pferd und eurer Beziehung feststellen, sondern auch an deinem Handeln, Argumentieren und an deinem dicken Grinsen im Gesicht, wenn das Gespräch auf eure Reise kommt!
Und du hast alles Recht der Welt auf dieses Grinsen. Den du hast etwas gewagt, das dir keiner mehr nehmen kann.
Da bleibt mir am Ende nur zu sagen:
Egal wie schwer dir die Entscheidung zu einem solchen Abenteuer auch fällt, TRAU DICH! Du wirst es nicht bereuen.
Das reicht dir noch nicht?
Gut! Dann lade dir gleich hier die "Horse Lady Bibel" herunter!
Die Horse Lady Bibel
Im Buch „Die Horse Lady Bibel“ erhältst du 77 fundamentale und hilfreiche Tipps, die du beachten solltest, wenn du es ernst meinst mit deiner Mensch-Pferd-Beziehung.
Diese Gedankenanstöße werden dir ein neues und realistisches Bild vermitteln vom Zusammenleben von Mensch und Pferd.
Am Ende des Buches findest du eine Zusammenfassung der Fragen, basierend auf den 77 Tipps und die Möglichkeit dir Notizen zu jedem Punkt zu machen, dessen Bearbeitung noch vor dir liegt.
Als Highlight findest du im Anschluss noch die kompletten Persönlichkeitsanalyse von Mensch und Pferd und den Persönlichkeitsvergleich, der dir wichtige Informationen über das Zusammenleben mit deinem Pferd bietet.